KONZEPT

Waldkinder dürfen angreifen was die Natur gemacht. Äste, Steine, Wasser, Frühlingskeime. Vom Schöpfer erdacht um zu wachsen, zu reifen. In Sonne und Regen, in Wind und Schnee, da sind Waldkinder mittendrin. Jeder Baum ein Riese, der Raum ist die Wiese, ein Vogel oben, ein Käfer da, und dort ein Reh. Sie erkennen all-ein den inneren Sinn.

-Miriam P.-

EINFÜHRENDE WORTE


Du kannst dich sicher noch gut daran erinnern, an die Zeit als du klein warst, voller Wissbegier, ganz bei dir und ständig deinem Entdeckerfluss folgend. 

Wie du an verschiedensten geheimnisvollen Plätzen in der Natur verweilen durftest, du am Bach gespielt, dem Zwitschern der Vögel gelauscht, mit deinen Händen in der Erde gegraben und Äste, Steine, Zapfen und andere Schätze des Waldes gesammelt hast. Deinen Sinnen, deiner Intuition freien Lauf gelassen hast. 

All diese wertvollen Naturerfahrungen, das Folgen der eigenen Impulse, das Wahrnehmen des eigenen Ich's und das gemeinsame soziale Lernen, sind wichtige Elemente des Waldkindergartens. 

DIE GESCHICHTE DES WALDKINDERGARTENS

Die Wald- und Naturpädagogik hat ihren Ursprung in Schweden. In Dänemark entstand der erste Waldkindergarten in den 50er Jahren. Die Gründerin, Ella Flatau aus Sölleröd, ging täglich mit ihren Kindern und Nachbarskindern in den Wald. Die Eltern waren begeistert und so entwickelte sich der erste dänische Waldkindergarten, der sogenannte ‚stovbornehaven‘. Immer mehr Interessierte fanden sich zusammen und die Verbreitung des Waldkindergartens war garantiert. (Miklitz, 2007, S. 14) Mittlerweile gibt es in den umliegenden Ländern und insbesondere in Deutschland, Österreich und der Schweiz weit über 1000 Waldkindergärten.

Die Waldpädagoginnen Andrea Bernhart, Maria Jocher und Miriam Schaiter haben sich 2010 auf den Weg gemacht einen Waldkindergarten in Südtirol ins Leben zu rufen. In jahrelanger Vorarbeit und schließlich in Zusammenarbeit mit dem Forstinspektorat Meran, dem Kindergartensprengel Meran, dem zuständigen Landesrat, der Landesdirektion Kindergarten und den Gemeinden Partschins, Algund und Meran wurde dieses Pilotprojekt, als zusätzliche Gruppe des Kindergartens Partschins ‚Johann Mantinger‘, initiiert. Im Herbst 2016 wurde der Waldkindergarten Birkenwald, als erster öffentlicher Waldkindergarten Südtirols, eröffnet.

WALDKINDERGARTEN, WAS IST DAS?

Ein Waldkindergarten ist zunächst einmal ein ganz normaler Kindergarten, wo die Kinder spielen, singen, tanzen, basteln, malen, toben, ein sinnvolles Miteinander und vieles mehr erlernen. Der Wald als Raum "ohne Tür und Wände" bietet allen Kindern genügend Platz sich zu bewegen, zum Lachen, Träumen, zum "Kindsein" in wahrsten Sinne.

Für manche ist der Gedanke überraschend, dass der Kindergarten im Freien arbeitet und die Kinder fünf Tage die Woche draußen sind. Aber die besondere Qualität, die einen Waldkindergarten auszeichnet, ist der von der Natur gestaltete Erlebnisraum.  Bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit sind die Kinder im Waldstück unterwegs. Bei schlechter Witterung steht ihnen eine Holzhütte und eine Jurte zur Verfügung. Bei extremen Wetterbedingungen wird der Kindergarten Partschins als Ausweichraum genützt. 

 Die Kinder erklimmen, wippen, fädeln, finden und vieles mehr im Wald und entdecken auf ihrer Art die Welt. Dabei werden die Kinder in liebevoller, zugewandter Weise begleitet und gefördert.

LEITGEDANKEN DES WALDKINDERGARTENS BIRKENWALD



Der Wald als Lebensraum hat in den vergangenen zehn Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Mit der Bekanntgabe der Studien des japanischen Ministeriums für Landwirtschaft, Forst und Fischerei, welche die therapeutische Wirkung von Wäldern auf die menschliche Gesundheit untersucht hat, wurde die heilende Wirkung des Waldes auf den Menschen wissenschaftlich belegt. (Bernjus & Cavelius, 2018, S. 14ff) Die beste Gesundheitsvorsorge ist es Menschen zu befähigen für ihr eigenes Wohlergehen zu sorgen und sich für gesunde Lebensbedingungen einzusetzen. Allein die Waldluft ist mit ihrem hohen Sauerstoffanteil und Anteil an ätherischen Ölen von unschätzbarem Wert für unsere Atemorgane und Gesundheit. Sie ist ein wahrer ‚Cocktail‘ von Phytonziden, heilkräftigen Terpenen und andere bioaktive Substanzen, welche unser Immunsystem aktivieren und stärken. „Phytonzide und Terpene wirken kräftigend auf unser Abwehrsystem und erhöhen die Zahl und Aktivität unserer Killerzellen, zudem senken sie den Adrenalin- und Noradrenalingehalt im Blut und programmieren so unser Hormonsystem auf „Stress auflösen“! (Lingg, 2016, S. 23).

DIE PÄDAGOGISCHE FACHKRAFT IM WALDKINDERGARTEN


In der Natur ist alles miteinander verbunden. Jedes Lebewesen hat seinen Platz und seine besondere Aufgabe im Ökosystem. Damit ein Veilchen wachsen kann, braucht es seinen Ansprüchen entsprechende Nährböden, es braucht die vier Elemente, Erde, Feuer, Wasser und Luft. Es braucht Schutz, Zeit und Entfaltungsmöglichkeiten. Ähnlich ist das Zusammenwirken der pädagogischen Fachkraft mit dem Kind im Waldkindergarten.  

Die pädagogische Fachkraft hat in ihrer Ausbildung zur Wald- oder Wildnispädagogin eine tiefe Verbundenheit und offene Wahrnehmung zur Natur erfahren und entwickelt. Sie erlebt sich als Teil der Natur und die Natur ist ein Teil von Ihr.